Während viele Unternehmen im Sommer eine wohlverdiente Pause eingelegt haben, war die Welt der elektronischen Rechnungsstellung in Bewegung. Zahlreiche Steuerbehörden in Europa und weltweit haben neue Gesetze, Testphasen und technische Anpassungen angekündigt oder veröffentlicht.
Im Folgenden finden Sie eine kompakte Übersicht der relevanten E-Invoicing-Updates aus Europa und weltweit – mit Fokus auf Länder, die für unsere Kunden und international agierende Unternehmen besonders wichtig sind.
Peppol BIS 4.0 und EU-ViDA-Strategie: Harmonisierung nimmt Fahrt auf
Mit dem geplanten Rollout von Peppol UBL BIS 4.0 Ende 2025 / Anfang 2026 steht ein weiterer Schritt zur internationalen Vereinheitlichung des elektronischen Rechnungsaustauschs bevor. Der neue Standard kombiniert das globale PINT-Format (Peppol International Invoice) mit dem europäischen UBL BIS 3.0 zu einem einzigen, harmonisierten Standard – inklusive strengerer Validierungsregeln und höherer Compliance-Anforderungen.
Weitere Informationen
Parallel dazu hat die Europäische Kommission ihre Implementierungsstrategie für ViDA (VAT in the Digital Age) vorgestellt. Diese konkretisiert die Einführung digitaler Berichtspflichten, einheitlicher Mehrwertsteuerregistrierungen und der Plattformbesteuerung.
- Ab 2027: Erste Umsetzungen für One-Stop-Shop-Verbesserungen und Plattformregelungen
- Ab 2030: Verpflichtende digitale Berichterstattung (Digital Reporting Requirements) und grenzüberschreitendes E-Invoicing
EU-ViDA-Implementierungsstrategie (Download)
Deutschland: E-Invoicing und GoBD im Gleichschritt
Neben der GoBD-Anpassung vom Juli 2025 hat das Bundesfinanzministerium am 1. September 2025 den Anwendungserlass zur Abgabenordnung (AEAO) überarbeitet. Ziel ist die Angleichung an die neuen E-Rechnungsregeln sowie die Klärung von Anforderungen an elektronische Aufzeichnungssysteme mit zertifizierten Sicherheitseinrichtungen (TSE).
BMF-Schreiben vom 1. September 2025
GoBD-Änderung (Juli 2025)
Frankreich: Vereinfachungen, Klarstellungen und neue Plattformdienste
Frankreich treibt seine E-Invoicing- und E-Reporting-Reform weiter voran – begleitet von deutlichen Vereinfachungen und Präzisierungen:
- Ausländische Unternehmen sind künftig nur zu E-Reporting, nicht zu E-Invoicing verpflichtet, wenn sie Transaktionen in Frankreich tätigen.
- Die Einführungspflicht für nicht-etablierte Steuerpflichtige wurde auf September 2027 verschoben.
DGFiP-Klarstellung zu E-Reporting für Auslandsunternehmen
Neu ist außerdem das E-Invoicing-Verzeichnis („Annuaire“) von AIFE und DGFiP, mit dem Unternehmen prüfen können, welche Empfangsplattformen und Rechnungsadressen für sie relevant sind.
Elektronisches Verzeichnis & Demonstrationstool
Einführungsvideo der AIFE
Zudem wurde der Akkreditierungsprozess für Plattformen („Plateformes Agréées“) konkretisiert:
Information zur Plattformregistrierung
Polen: KSeF 2.0 in den Startlöchern
Die Einführung des nationalen E-Rechnungssystems KSeF (Krajowy System e-Faktur) ist jetzt rechtskräftig.
Polens verpflichtendes Nationales E-Rechnungssystem (KSeF) tritt Anfang 2026 in Kraft.
- Ab 1. Februar 2026: Große Unternehmen
- Ab 1. April 2026: Alle übrigen Unternehmen
- Neue JPK_VAT-Struktur ab Februar 2026 zur KSeF-Angleichung
JPK_VAT Draft-Struktur
KSeF 2.0 Testumgebung & API-Dokumentation
KSeF-Website mit Ressourcen
Belgien: Startklar für 2026
Belgien hat eine zentrale Informationsseite veröffentlicht, die sämtliche gesetzlichen Grundlagen, Richtlinien und FAQs zur verpflichtenden B2B-E-Rechnung ab 1. Januar 2026 zusammenführt. Ab diesem Datum müssen alle inländischen B2B-Rechnungen strukturiert elektronisch ausgestellt werden; PDF-Dateien sind dann nicht mehr zulässig.
Offizielle Guidance der belgischen Steuerverwaltung
Benelux-Kooperation
Vertreter aus Politik, Wirtschaft und IT haben sich im Rahmen des Benelux eInvoicing Study Day auf eine engere Zusammenarbeit bei der Standardisierung grenzüberschreitender E-Invoicing-Prozesse geeinigt. Ziel ist ein einheitlicher internationaler Standard mit nur minimalen sektorspezifischen Erweiterungen.
Abschlussbericht der Benelux-Studie
Kroatien: Technische Vorbereitung auf die Pflicht 2026
Im Zuge des Projekts Fiscalization 2.0 wurden im September neue technische Spezifikationen für die bevorstehende E-Invoicing-Pflicht (Januar 2026) veröffentlicht – einschließlich aktualisierter AS4-Profile, P-Mode-Spezifikationen und Sicherheitsrichtlinien.
Offizielle Ankündigung der Steuerbehörde
Serbien: Verbesserung der Validierung
Mit der SEF-Version 3.14.0 verbessert Serbien die Validierung und Transparenz im elektronischen Rechnungssystem.
- Neue Pflichtfelder (Lieferdatum, VAT-Codes)
- Verknüpfung von Gutschriften mit Originalrechnungen
- Neues Input-VAT-Notification-Modul für transparente Abstimmung zwischen Lieferant und Empfänger
Offizielle SEF-Dokumentation (Version 3.14.0)
Griechenland: B2B-E-Invoicing ab Februar 2026
Griechenland führt ab 2. Februar 2026 eine verpflichtende elektronische Rechnungsstellung für B2B-Transaktionen ein.
- Phase A (ab Februar 2026): Pflicht für große Unternehmen (Umsatz > 1 Mio. €)
- Phase B (ab Oktober 2026): Pflicht für alle übrigen Unternehmen
- Anreize: 100 % Sofortabschreibung von Investitionen in E-Invoicing-Software und -Hardware
Ziele sind eine umfassende Digitalisierung der Steuerverwaltung über das myDATA-System, automatisierte Voranmeldungen und weniger Verwaltungsaufwand für Unternehmen.
Offizielle Mitteilung der IAPR
Finnland: Vorbereitung zur Digitalisierung nimmt Fahrt auf
Die finnische Steuerbehörde befragt derzeit Softwarehersteller, um die künftige Digitalisierung von Rechnungs- und Berichtsdaten zu gestalten. Ziele sind ein harmonisiertes Reporting und eine Entlastung der Unternehmen.
Informationen der Steuerbehörde
Mazedonien: E-Invoicing-Pflicht noch 2026
Die Finanzverwaltung kündigt die Einführung eines nationalen E-Rechnungssystems an:
- Pilotphase ab 1. Januar 2026
- Verpflichtend ab Q3 2026
Alle Rechnungen werden in Echtzeit registriert, um Steuertransparenz und Datenqualität zu verbessern.
Offizielle Ankündigung der Steuerbehörde
Bulgarien: Neue Berichtspflichten in SAF-T
Die bulgarische Steuerverwaltung (NRA) hat die finale Fassung der SAF-T-Berichtspflichten veröffentlicht. Die neue Fassung enthält technische Spezifikationen, Validierungsregeln und XML-Beispiele für monatliche und jährliche Meldungen.
Offizielle SAF-T-Verordnung
Ankündigung der NRA
Slowakei: Gesetz bestätigt
Die slowakische Regierung hat im September 2025 die Änderung des Mehrwertsteuergesetzes verabschiedet, die E-Invoicing und Echtzeit-Berichterstattung verbindlich macht:
- Ab 1. Januar 2027 für inländische Transaktionen
- Ab 1. Juli 2030 für grenzüberschreitende Lieferungen
Details zur Gesetzesänderung
Weitere internationale Entwicklungen
- Malaysia: Neue Anforderungen für 2025 im Rahmen des MyInvois-Projekts. e-Bulletin No. 4/2025
- Japan: Update auf Peppol PINT v1.1.1 zur internationalen Harmonisierung. Weitere Infos
- Australien: Verpflichtendes Peppol-E-Invoicing für staatliche Behörden bis 2026. ATO-Mitteilung
- Oman: Auswahl der ersten 100 Unternehmen für das E-Invoicing-Pilotprogramm läuft. Die omanische Steuerbehörde präsentierte im Rahmen der COMEX 2025 mehrere neue digitale Services:
- Einführung eines E-Invoicing-Portals mit barrierefreier Oberfläche (mehrsprachig, mit Gebärdensprache, Farbmodi etc.)
- Neues Steuererstattungssystem für diplomatische Vertretungen
Offizielle Mitteilung der Oman Tax Authority
- VAE: E-Invoicing Framework gestartet. Mit den Ministerial Decisions Nr. 243 und 244/2025 hat das Finanzministerium den offiziellen Startschuss für das nationale E-Invoicing-System gegeben:
- Pilotphase ab 1. Juli 2026
- Pflichtstart: 1. Januar 2027 (Umsatz ≥ 50 Mio. AED)
Decision 243/2025
Decision 244/2025
- Saudi-Arabien: Weitere Integration des VAT-E-Invoicing-Systems (FATOORA) für Unternehmen mit Jahresumsatz über 375.000 SAR, die sich bis spätestens 30. Juni 2026 an das zentrale System anbinden müssen. Offizielle Entscheidung Nr. 1447-287-99
- Taiwan: Das Ministry of Digital Affairs (moda) ist nun offiziell Peppol Authority und führt die internationalen Standards lokal ein. Ziel ist es, taiwanische Unternehmen stärker in das globale Peppol-Netzwerk einzubinden und grenzüberschreitende B2B-Prozesse zu digitalisieren. Offizielle Mitteilung der moda
Ausblick
Die jüngsten Entwicklungen zeigen deutlich, wie die weltweite Harmonisierung von E-Invoicing- und E-Reporting-Standards voranschreitet. Systeme wie Peppol, PINT und EN 16931 setzen sich zunehmend durch – ein Trend, den Retarus mit seiner global skalierbaren, rechtskonformen E-Invoicing-Plattform aktiv unterstützt.
Mit über 30 Jahren Erfahrung, EU-basierter Projektsteuerung und laufender Zusammenarbeit mit PwC bleibt Retarus Ihr zuverlässiger Partner für rechtssichere und effiziente E-Invoicing-Prozesse – heute und in Zukunft.